Sonntag, 5. Juni 2011
Eine spontane Tour ins Feld und wieso ich keine Chemikalien über mein Macbook kippe
Wie angekündigt gibts in diesem Eintrag einige Eindrücke von einer spontanen Fototour ins Feld letzte Woche Freitag.
Bevor die vielgestellte Frage nach Bearbeitung etc. aufkommt: im Grunde genommen ist an diesen Bildern nichts bearbeitet.
Wieso "im Grunde genommen"?
Wie viele sicherlich wissen regelte man Dinge wie die Korrektur zu dunkler/heller Bilder oder Kontrast früher beim Entwickeln im Labor, indem man das Negativ länger belichtete und im Folgenden z.B. länger in den entsprechenden Chemikalien belassen hat.
Da ich früher nur im schwarz-weiß Labor mitgearbeitet habe (ich kann stolz sagen, dass wir ein eigenes daheim haben und ich meinem Vater da früher immer mal über die Schultern schauen und mit anpacken durfte) kann ich das lediglich aus dieser Sicht berichten, bin mir aber sicher, in der Farbfotografie ist es nicht anders gewesen. Und für die Sache mit der Sättigung ist vermutlich auch eine Chemikalie verantwortlich.
Nun wäre es wahnsinnig unvorteilhaft, wenn ich über meinen PC oder mein Macbook irgendwelche Chemikalien kippe. Zudem würde es höchstwahrscheinlich nicht zum gewünschten Ergebnis führen.
Dafür gibt es in der digitalen Fotografie nun also Programme wie Picasa (ja, meine Reisebilder "bearbeite" ich aus Zeitgründen zu 90% damit), GIMP oder Photoshop, die - neben vielen anderen - auch die Funktionen der Chemikalien übernehmen.
Ein viel diskutiertes und immer wieder für Kontroversen sorgendes Thema ist ebendiese Bearbeitung der Bilder mit Photoshop und Co. Veränderung und Korrektur von Kontrast, Sättigung und Helligkeit ist also meines Erachtens nach keine Bearbeitung im Sinne von "ich verändere das Bild so grundlegend, dass das Programm mehr getan hat als die Kamera". An dieser Stelle nämlich beginnt der Punkt der wirklichen Bearbeitung.
Wenn ich also beginne, ganze Bereiche des Fotos anders einzufärben, die Farben komplett zu verändern, einen Verlauf darüber zu legen o.ä., dann sind das alles Dinge, die ich im Normalfall mit einer Kamera - ob digital oder analog nicht erreichen kann.
Ein Beispielbild von mir ist das rechts abgebildete. Aufgenommen 2007 während meiner ersten New York Reise, hier habe ich im Post Processing bewusst surreal wirkende Farben gewählt und das Bild um Weiten dramatischer gestaltet, als es sich eigentlich in der Realität darstellte.
Aber das ist okay.
Auch sollte man beim Thema "Bearbeitung" bedenken, dass es selbst für Anpassungen im Himmelsbereich (z.B. durch Gradationskurven, um das Blau des Himmels hervorzuheben) Tools wie einen Polfilter gibt, selbst für einen interessant wirkenden Farbverlauf gibt es entsprechende Verlaufsfilter zu kaufen (diese könnten einigen von euch z.B. aus CSI Miami bekannt sein, in der Serie wird häufig damit gearbeitet. Hier ein Beispiel, wie ein vorher-nachher Bild wirkt).
Es zeigt sich also, dass es selbst für Bearbeitungen über Standards hinausgehend ganz undigitale Tools gibt, um unübliche Effekte zu erreichen und Bildern ein besonderes Etwas zu verleihen. Ein Beispiel für den Einsatz eines Polfilters ist dieses Bild, welches ich vor etwa drei Wochen für die Zeitung aufgenommen habe:
Bevor ihr mich falsch versteht: Bearbeitung ist ganz grundlegend nichts Schlechtes, Schlimmes oder Falsches. In der Tat kann man zu trist und langweilig wirkenden Bildern durch eine korrekte Bearbeitung über die Standards hinausgehend ein ganz anderes Erscheinen verleihen. Photoshop bietet zudem die Möglichkeit, mit einer Vielzahl downloadbarer Aktionen einem Bild noch einmal ein komplett anderes, oft unnatürlich wirkendes, Aussehen zu verleihen.
Oft eingesetzt werden diese Aktionen bei Portraitfotografen. Viele derer die sich auf einschlägigen Seiten wie deviantART, Flickr und Co tummeln und "so wahnsinnig tolle Portraits machen", haben außer ihrem 50er Objektiv nur ihre Aktionen, mit denen sie Portraits wirklich "gut" gestalten können. Zudem sollte man bedenken, dass Aktionen nichts anderes sind als aufgezeichnete Arbeitsschritte, die mitunter (wenn auch seltener) nur aus den Standardbearbeitungsprozessen bestehen.
Auch diese Aktionen sind grundsätzlich nichts Schlechtes und verändern ein Bild zum Teil ganz gewaltig in eine neue Richtung. Nicht zu oft eingesetzt können sie so eine wunderbare Abwechslung zu sonst eher gleich - mitunter vielleicht sogar langweilig - wirkenden und "alltäglichen" erscheinenden Bildern sein.
Auch ich verwende mitunter einige Aktionen, gebe das dann aber immer mit an (außer bei meinen Reisebildern - das wäre wirklich zu viel Aufwand. Meistens erkennt man Bilder, die mit Aktionen entstanden sind, aber auch direkt). Außerdem sind diese immer selbst mit angepasst und die Bilder dann wirklich nochmal überarbeitet, weil ich durchaus immer den Anspruch habe etwas Kreatives, Eigenes zu bieten.
In der Regel sind besagte Aktionen aber auch nur bei "Kunstaufnahmen" (sprich solchen, die man auf deviantART etc. findet) sinnvoll bzw. gerne gesehen. Wenn ich nach jedem Pressetermin Aktionen, die das Aussehen des Fotos gänzlich verändern, verwenden würde, wäre ich die längste Zeit in diesem Bereich aktiv gewesen. Hier kommt es rein auf Kreativität, das richtige Motiv und den richtigen Moment an.
Bleibt also zusammenfassend zu sagen: Bearbeitung von Standards wie Kontrast, Sättigung und Helligkeit ist vollkommen in Ordnung, oft notwendig und daher absolut sinnvoll. Diese Art von Bearbeitung gebe ich allerdings nie als "Bearbeitung" im eigentlichen Sinne an, bezeichne diese Bilder also als unbearbeitet.
Auch das verändern von Farben, z.B. durch entsprechende Aktionen, ist in einem gewissen Rahmen interessant und kann nette Resultate liefern. Sollte durch die entsprechende Bearbeitung das Bild allerdings soweit verändert werden, dass es mit normal möglichen Kameraeinstellungen in dieser Form niemals so ausgesehen hätte, kann man von Bearbeitung reden und sollte das auch so angeben.
Dass es sich in dem Moment wo ganze Teile "manipulativ" im Bild ersetzt oder überstempelt werden selbstverständlich um Bearbeitung handelt, habe ich übrigens einfach mal vorausgesetzt.
Ein abschließendes Wort vielleicht dennoch zu diesem Thema: es scheint mittlerweile die vorherrschende Meinung zu sein, dass Fotos nur mit Bearbeitung (auch beschriebene Standards) wirklich gut sein können. Das ist allerdings ziemlich großer Bullshit. Oft werden Bilder "überbearbeitet
Jetzt seid ihr dran: Wie steht ihr zu diesem Thema?
Und nun die Bilder. Rückmeldungen dazu lese ich natürlich auch gerne ;)
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Tja, das gute alte schwarz-weiß-Labor, das immer noch existiert, allerdings i.R. (im Ruhestand) - und dennoch mit tollen erinnerungen... dort entstanden hunderte fotos für die offenbach-post und andere zeitungen. trocknen "durften" die bilder auf der autofahrt in die redaktion am offenbacher aliceplatz... waren das noch zeiten... (aber toll, wenn sich der sohn dran erinnert!) :)
AntwortenLöschenaber was ich eigentlich schreiben wollte: wieder super aufnahmen....
Ich bin ganz deiner Meinung und die Bilder sind wunderschön.
AntwortenLöschenwundervolle bilder!! ich liebe mohn und ich liebe die blumenbilder von unten!!
AntwortenLöschenwir haben hier leider nur 3 mikrige mohnblumen stehen -.-
liebe grüße
war irgendwie totaler zufall, dass ich das feld gefunden habe. eigentlich hab ich hier in der umgebung was die natur angeht schon alles abgelichtet. aber das lohnte sich dann echt :)
AntwortenLöschenjetzt würden mich aber mal die rohdateien der obengezeigten bilder interessieren, lieber toko :))
AntwortenLöschensuper! danke! ich bin begeistert :)
AntwortenLöschenHehe... lustigerweise habe ich gerade vor ein paar Tagen über dieses Thema geschrieben. Ich habe Helligkeit, Kontrast und Sättigung erst vor Kurzem entdeckt und schätzen gelernt. ^_^
AntwortenLöschenIch finde die Bilder sehr schön.
Wirklich total großartige Bilder! Kann mich ehrlich gesagt gar nicht entscheiden, welche ich am besten finde! Besonders das Erste, das Vierte und die letzten Drei (und eigentlich auch der Rest) :D
AntwortenLöschenGerade beim Zweiten hätte ich gedacht, dass du viel bearbeitet hast. Aber echt krass, dass das Bild unbearbeitet ist (in dem Umfang, wie du es erklärt hast).
Schönschön, lieber Toko! :>
Finde die Bilder auch total schön.
AntwortenLöschenUnd auch was die Bearbeitung angeht bin ich deiner Meinung, ich selbst bearbeite meine Bilder auch immer nur ein bisschen mit diesen "Standarts" eben, wie Kontrast. Man darf ja meiner Meinung nach seine Bilder schon noch etwas interessanter gestalten, als sie ohne Bearbeitung ja hoffentlich auch schon sind. Aber wenn es dann zu viel bearbeitet wird finde ich's eben schade, man erkennt dann eben kaum mehr das wirkliche Licht oder Ähnliches. Da fragt man sich dann auch, ob derjenige überhaupt fotografieren kann oder einfach nur gut mit Photoshop & Co umgehen kann :D
Du kannst fotografieren, du kannst es! Lg, Caro :P
@vany: beim zweiten ist rein der untere teil aufgehellt, anders wäre der himmel nicht so rausgekommen. im prinzip ist das dann eigentlich auch schon wieder streitbar weil ja nur ein teil des bildes aufgehellt wurde, aber auch das könnte man eigentlich mit nem filter auf der kamera direkt schon beheben.
AntwortenLöschen@caro: genau das sind so punkte. es gibt etliche, die dann blendeffekte per photoshop reinsetzen oder da mit komplett durch PS eingesetzten lichtquellen täuschen, das finde ich hat dann auch nichts mehr mit fotografie zu tun. und ja, es ist schade, weil dadurch geht oft das eigentlich schöne, authentische des bildes verloren.
danke euch :)
Ich finde auch, dass es schade ist, wenn man Bilder überbearbeitet. Meine Fotos (die übrigens nicht an deine heranreichen) bearbeite ich meist auch nur mit Kontrast, Helligkeit und Sättigung. Außer ein Element ist wirklich störend (böööse Pickel). Ich finde gerade bei Portraits, wo jede Sommersprosse verschwindet und das Gesicht eine Fläche ist, geht einfach die Authenzität & der Charme verloren.
AntwortenLöschenDanke :) Die Treppe gehört zur U-Bahnstation am Olympiastadion.
AntwortenLöschenIch brauch ja gar nicht anfangen, welches Bild mir hier am Besten gefällt!
da hast du vollkommen recht.. zurzeit spiel ich bei meinen Bildern nur etwas mehr mit den Gradationskurven rum, so dass sie so einen leichten rot / rosa Schimmer bekommen, aber ansonsten farblich bleiben sie ja trotzdem gleich.
AntwortenLöschenUnd danke, ich hoffe auch, dass die Ergebnisse der Prüfung gut ausfallen :D Aber bis zum 29.06. muss ich mich noch gedulden..
Kurz und knapp: Ich versuche meine Bilder immer schon so gut wie möglich zu schießen, damit ich mich nachher nicht so schuldig fühle, wenn ich irgendwas im Nachhinein ändern muss. Das ist ja, wie du sagst, nichts Schlimmes, aber man fühlt sich umso besser, je "perfekter" das Bild nach dem Abknippsen ist. Bearbeitung ist für mich eine Bereicherung, wobei mir das Original immer wichtiger ist, als das fertige Bild.
AntwortenLöschenwieder einmal tolle Fotos!
AntwortenLöschenIch LIEBE Mohnblumen. Sehr geil...
Ja, da muss ich dir zustimmen. Waren ganz nett, aber nicht so der Hammer wie System of a Down. Als ich die gesehen hab, hab ich mich doch ein bisschen geärgert, dieses Jahr nicht hingefahren zu sein..hatte es ja eigentlich vor gehabt.
AntwortenLöschenSehr geile Bilder mal wieder! Die Farbe sind superschön, ich mag besonders das zweite total gerne :)
kontrast, helligkeit, schwarz-weiß/sättigung ... das sollte reichen ;D
AntwortenLöschenmeinung meines onkels (maler und fotograf, ziemlicher bekanntengrad hier in der CH und teilweise in DE): für das perfekte foto, oder sagen wir mal sehr gute fotos braucht man eigentlich nur den richtigen moment und ein gutes bearbeitungsprogramm! natürlich kann man ein foto ziemlich 'verunschönern' durch die bearbeitung, kann aber, was auch meine meinung ist, total viel aus einem foto rausholen! ich war auch nie fan von zu viel photoshop, bis ich rosie hardy entdeckte (http://www.flickr.com/photos/rosie_hardy/) welche echt atemberaumbende fotos herzaubert mit eben diesen surrealen effekten. aber schlussendlich ist ja glücklicherweise alles geschmacksache ne ;)
AntwortenLöschenund die bilder, naja toko was soll ich sagen, hab von dir nie was anderes erwartet ;) schlicht aber trotzdem top!
mir fällt gerade auf, dass man bearbeitung manchmal echt lebensretter sein kann, wenn man nur mit ner kompaktkamera fotografieren konnte (... zum beispiel bei nem festival)
AntwortenLöschenWirklich wahnsinnig schöne Bilder...!
AntwortenLöschenWie ist Frankfurt eigentlich so als Stadt zum Leben und Studieren? Du studierst doch da, oder?
also noch einmal:)
AntwortenLöschenwas ist das für ein objektiv gewesen für das erste bild?
Bearbeitung. Früher wollte ich meine Bilder nicht bearbeiten, herauskamen natürlich Bilder wo ich Kontrast vermisste, Farbenfrohes und Co.
AntwortenLöschenIch wollte aber mit meinen Bilder nicht manipulieren. Deswegen keine Bearbeitung.
Mittlerweile bearbeite ich meine Bilder. Aber auch nur die Standards... wie Kontrast, Farbe, Belichtung, Helligkeit,... manchmal stempel ich störendes weg, wie Mülltonnen oder bei Landschaftsbildern kleinere Gegenstände im Hintergrund (Wie Türme ect).
Aktions ja, können nen schönen Effekt haben, aber manchmal naja, sind Aktions auch - ja, wie soll ich das jetzt sagen: Nicht so das Gelbe vom Ei.
Wenn ich paar Regler im Camera Raw betätige (meisten mit nicht so cool Ergebnissen wie du) sag ich schon, dass die bearbeitet sind.